Nur zwei von fünf Führungskräften sprechen eigene Fehler an, da bleibt dann die Frage: Was machen die anderen drei Führungskräfte?
Diese sprechen eigene Fehler eben nicht oder nur teilweise an, wie die EY-Fehlerkultur-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt.
Besonders dramatisch ist das in der Finanzbranche: 82 % der Führungskräfte verschweigen ihre Fehlschläge – statt 64 % im branchenübergreifenden Durchschnitt.
Nun fragst du dich vielleicht, wie die Zahlen bei den Angestellten aussehen – tatsächlich … „besser“. Hier sind es drei von fünf Angestellten, die eigene Fehler ansprechen.
Die Realität ist klar: Fehler passieren – in jedem Unternehmen, in jedem Team. Doch der entscheidende Unterschied liegt darin, wie wir mit ihnen umgehen.
Machen wir daraus ein Drama und fokussieren uns auf die Schuldsuche? Oder befürchten genau dies die Mitarbeitende und Führungskräfte – und verschweigen deshalb Fehler?
Dabei hat eine bessere Fehlerkultur messbare Auswirkungen: Amy Edmondson konnte in einer Harvard-Studie eine 25 % höhere Teamleitung belegen, wenn psychologische Sicherheit herrscht – also das Gefühl, Fehler offen ansprechen zu können.
Die nachfolgende Graphik zeigt, dass Offenheit für eigene Fehler gerade dort stockt, wo sie Kultur prägen sollte – in den Führungsetagen.
Was wäre, wenn wir Fehler wie eine „getätigte Investition“ betrachten könnten?
Dann würden wir uns auf den „Return-on-Failure“ konzentrieren und versuchen, diesen zu optimieren.
Eine konstruktive Fehlerkultur bringt Ihnen:
- Mehr Innovation – Teams trauen sich, neue Wege zu gehen.
- Höhere Mitarbeiterbindung – Menschen fühlen sich wertgeschätzt, auch wenn mal etwas schiefgeht.
- Schnelleres Lernen – aus Fehlern wird sofort Wissen für alle.
- Bessere Performance – weniger Energie für Vertuschung, mehr für Lösungen.
Psychologische Sicherheit: Das Fundament leistungsstarker Teams
Psychologische Sicherheit ist weit mehr als ein Schlagwort. Sie bedeutet, dass sich Menschen im Team trauen, offen zu sprechen, Risiken einzugehen und Fehler zuzugeben – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Das zeigt auch Googles „Project Aristotle“: In einer umfassenden Studie war psychologische Sicherheit der entscheidende Erfolgsfaktor für leistungsstarke Teams – wichtiger als technische Fähigkeiten oder Abschlüsse.
Psychologische Sicherheit bedeutet:
- Teammitglieder trauen sich, offen zu sprechen.
- Risiken werden bewusst eingegangen.
- Fehler können zugegeben werden – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
Übrigens: Gerade jüngere Mitarbeitende tun sich schwerer, um Hilfe zu bitten. 60 % der unter 25-Jährigen geben das an, bei den über 55-Jährigen sind es nur 49 %. Das zeigt: Junge Talente brauchen besondere Unterstützung beim Aufbau von psychologischer Sicherheit.
Meine Praxis-Tipps für dich bzw. deine Führungskräfte:
1. Fehler sichtbar machen
Teile deine eigenen Fehler transparent im Team. Das schafft Vertrauen und gibt deinem Team die Erlaubnis, ebenfalls offen zu sein.
Starte klein: Führe im nächsten Teammeeting eine 10-minütige „Lessons-Learned-Runde“ ein. Jeder teilt einen kleinen Fehler oder Stolperstein der letzten Woche und was daraus gelernt wurde.
Ach, bevor ich es vergesse – die Führungskraft geht natürlich als Vorbild voran und startet mit einem eigenen Fehler und Learning.
2. Lernen statt Schuldzuweisung
Ermutige Mitarbeitende und Führungskräfte statt „Wer war das“ nach Fehlern oder Problemen eher Fragen wie: „Was haben wir daraus gelernt?“, oder „Wie können wir es beim nächsten Mal besser machen?“ zu stellen.
Ein Produktionsunternehmen hat nach jeder Reklamation diese nicht nur im Kundenservice beseitigt, sondern jeweils ein „Learning Log“ gestartet.
Dieses hat kurz beschrieben, was vorher alles geschehen (oder unterlassen werden) „musste“, damit diese Reklamation nahezu automatisch auch so passieren musste.
Jede Reklamation wurde somit als bewusste Chance zur Verbesserung genutzt. Das Ergebnis: Die Fehlerquote sank um 40 %.
3. Mut belohnen
Führe ein „Mut-Award“-Format ein, bei dem regelmäßig das Experiment des Monats ausgezeichnet wird – unabhängig davon, ob es erfolgreich war oder nicht. So wird Mut sichtbar wertgeschätzt und Innovation gefördert.
Du wirst überrascht sein, wie befreiend das wirkt – und wie viel Teams mit- und voneinander lernen!
4. „Krass geirrt“-Sessions einführen
Nach dem Vorbild der LBBW: Regelmäßige Meetings, in denen Teammitglieder (angeführt von der Führungskraft!) ihre größten Fehler und Learnings teilen.
5. Fokus auf „Premium-Fehler“
Unterscheide zwischen tadelnswerten und lobenswerten Fehlern. Belohne mutige Versuche unter Unsicherheit, greife aber bei Fahrlässigkeit ein.
Der Schlüsselfaktor dabei: Demut. Sie erklärt zu 47 % die Fehlerkultur im Unternehmen. Demut heißt, sich selbst realistisch einzuschätzen, Wertschätzung zu zeigen und Lernbereitschaft vorzuleben.
Apropos: Auch mir passieren (jeden Tag) Fehler. Neulich habe ich eine Herz&Hirn-Session zum Thema „Fehlerkultur“ vorbereitet, aber alle Teilnehmenden kamen wegen des Themas „Führungskultur“.
Doch genau diese Momente zeigen: Die besten Lektionen sind oft die ungeplanten. Die Teilnehmenden nahmen es mit Humor – ich habe mich kurz geschüttelt und neu sortiert … und wir sind dann flexibel ins Thema Führungskultur gewechselt.
Im Rahmen unserer Beratungsprojekte erleben wir immer wieder, wie Unternehmen durch eine bewusste Fehlerkultur ihre Innovationskraft steigern. In unserem Herz & Hirn-Podcast (Folge #23) sprechen wir darüber, wie Führungskräfte und Teams den Wandel aktiv gestalten können. Hör gerne mal rein!
Möchtest du das Thema Fehlerkultur aktiv angehen?
- Kostenloser Fehlerkultur-Check: Wo steht dein Unternehmen wirklich?
- Praxis-Workshop für Führungskräfte bzw. Teams: „Return-on-Failure … und wie wir eine gute Fehler- und Lernkultur schaffen können“.
- Keynote mit inspirierenden Impulsen „Erfolgreich scheitern!“
- Langfristige Begleitung: Nachhaltige Verankerung der Fehlerkultur in einer lernenden Organisation – bspw. auch durch interne „Fail-Nights“ Events, in denen von Fehlern berichtet wird.
Lass uns keine Zeit verlieren! Auf unserer Themenseite Fehlerkultur findest du praxisnahe Tipps, inspirierende Ansätze und spannende Thesen. Oder vereinbare direkt ein unverbindliches Gespräch mit uns. Gemeinsam finden wir Lösungen, die zu deiner Organisation passen.
Kontaktiere uns unter kontakt@hr-performance-institut.de oder ruf uns an: +49 761 6125 2010.
Wir freuen uns darauf, dich zu unterstützen!
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