Ich verlasse das HRperformance Institut: Der Ruf in eine neue Welt…

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un ist es raus… Dieser Titel, der so schnell geschrieben ist und mich doch so viel Kraft kostet. – von Nele Kreyßig

Meine Gedanken, Hintergründe, inneren Fragen und Kämpfe der vergangenen Wochen und Monate, habe ich hier für dich aufgeschrieben. Ich lade dich mit diesem Artikel herzlich ein, mich auf meiner innerlichen Reise ein wenig zu begleiten. Im folgenden wirst du auch erste Informationen finden, wie es weitergehen wird, u.a. beim HRperformance Institut.

Wenn du lieber hören magst, als das die Geschichte zu lesen (oder Lust auf beides hast): Ein recht persönliches Gespräch zu meinem Austritt haben Stefan und ich heute in unserem Podcast Folge #035 veröffentlicht.

Wenn du dich für’s Weiterlesen entscheidest: Achtung, es wird persönlich und ziemlich unperfekt! Ich lasse dich hier bewusst an meiner Reise teilhaben. Denn große Entscheidungen klingen oft so leicht. Doch meistens ist ein intensiver Prozess voller Unsicherheiten und Fragen vorausgegangen. Den teile ich mit dir, zum einen, da ich übe, immer authentischer zu sein und zum anderen auch um Mut zu machen, auf die kleinen Signale zu hören, die der Alltag so mit sich bringt. Sie sind oft die wahren Meister*innen für uns!

Ich bediene mich des Konzepts “Heldenreise”, um meinem inneren Prozess eine Struktur zu geben. Vielleicht kennst du diesen Ansatz schon? Wenn nicht, dann findest du hier ein paar Infos. Die Unterüberschriften im Artikel stammen also nicht aus meiner Feder, sondern stellen die Phasen der Heldenreise dar.

Die Heldenreise beginnt immer in einer “alten” – einer in diesem Fall mir sehr vertrauten – Welt.

Die gewohnte Welt

Im Jahr 2014 habe ich mich für meine Traumerfüllung entschieden. Ich wollte Menschen in/ und Organisationen dabei unterstützen, ihre Potenziale und Ressourcen so einzusetzen, dass Mehrwert in Form von Freude, Wachstum und Innovation entsteht. Dafür habe ich meinen Job bei Egon Zehnder gekündigt und mich ins kalte Wasser des Unternehmerinnentums gestürzt. Das Schwimmen habe ich schnell gelernt.

Ich sehe mich seit Jahren als Brückenbauerin zwischen der alten und der entstehenden Welt. Und diese Brücken habe ich gebaut. Zusammen mit fantastischen Menschen und in neugierigen und fragenden Unternehmen. Tag für Tag. Mit Freude, Leidenschaft, viel Energie und dem ein oder anderen Muskelkater.

Die Gründung des HRperformance Instituts ist ein großes Highlight für mich (wenn nicht sogar das Größte). Auf einmal wurde alles so groß. Stefan und ich – anfangs noch zu zweit – bekamen schnell Gesellschaft. Unser Team wuchs. Heute arbeiten acht Mitarbeitende in unserem Team und 10 freie Consultants. Die Dynamik war berauschend! Wir gewannen Preise. Immer mehr Aufmerksamkeit. Volle Auftragsbücher. Kaum Kapazität, die tolle Nachfrage zu bedienen. Und wir rockten! Alle zusammen.

Die Corona-Pandemie hat diesen Rausch sehr plötzlich zum Ruhen gebracht. Mit allem, was dazu gehörte. Innerhalb von 72 Stunden bekamen wir im März 2020 in wenigen Mails ein Auftragsstorno für über 80% des bereits gebuchten Jahresumsatzes. Kurzarbeit, Soforthilfen, Finanzspritzen aus unseren Familien und ein wahnsinnig tolles, innovatives, mutiges und mitfühlendes Team, viele Tage und Nächte des Umsortierens haben dazu geführt, dass wir niemanden entlassen mussten und unser Team sogar gewachsen ist. Dass wir neue Produkte, neue Kund*innen, Märkte, Prozesse und Strukturen erschließen konnten. Wir haben uns in der “neuen Welt” eingeruckelt. Unsere Auftragsbücher sind wieder gut gefüllt. Unser Team ist nicht mehr in Kurzarbeit. Heute kann ich sagen: “Wir haben es geschafft!”.

Wir haben “es” geschafft und vielleicht auch ein bisschen mich.

Der Ruf

Im ersten Quartal 2021 begann ich eine Veränderung an mir wahr zu nehmen. Die ersten Live-Events gingen los, ich fuhr zu unseren Kund*innen, war wieder voll im Einsatz. Doch ich war anders. Ich schob es auf das “da muss ich mich nur erst wieder dran gewöhnen”. Konnte es nicht einordnen, ich liebe doch meinen Job so sehr (was 100% stimmt!). Also machte ich weiter. Und es lief toll! Doch eines blieb… In mir war etwas anders.

Die Weigerung

Im Austausch mit Kolleg*innen merkte ich, dass ich relativ alleine da stand, mit meiner Veränderung. Alle waren wieder so leidenschaftlich dabei, konnten es kaum erwarten weiter zu machen, gaben Vollgas. Und ich natürlich auch! Hallo?! Ein bisschen kennst du mich ja schon 😉. Die alte und die neue Welt müssen verbunden werden, so unsere Mission und als Brückenbauerin hatte ich natürlich gleich einen wunderbaren Auftrag. Und so stürzte ich mich ins Tun und übersah vorerst, was in mir passierte.

Der Mentor

Wenn du unseren Podcast hörst, dann kennst du einen meiner Mentoren bereits. Falk Mieschendahl spielt seit einigen Jahren eine wichtige Rolle in meinem Leben. Und er hat einige Sätze gesagt, die mich inspiriert haben. Im März 2021 notierte ich mir diese kurze Zeile:

Erlaube dir Anfänger*in zu sein!

Dieser Satz machte was mit mir. Was, das konnte ich nicht einordnen. Und ich hörte nicht wirklich in mich hinein. Ich machte ja weiter, und das klappte so gut! Und es machte Spaß! War der Rausch zurück, den ich schon aus “vor Pandemie Zeiten” kannte?

Überwinden der ersten Schwelle

Im Urlaub an der Nordsee im Mai 2021 kam ich zur Ruhe. Kilometerweite Spaziergänge mit Wind und Sonne halfen mir dabei, mich selbst zu spüren und die Gedanken und Bilder wahrzunehmen, die in mir entstanden. Und plötzlich war da eine Idee. Eine Idee, die aus einem Bedarf entstand, der in meinem Leben eine Rolle spielt.

Kurzer Sidestep zum Verständnis: Wir haben zwei kleine Hunde und der junge Hund Bo wurde im Welpenalter von uns immer mal wieder in einem Rucksack getragen, weil er noch nicht so lange Strecken laufen konnte, wie unser Senior-Hund. Das war super praktisch für uns. Und auch im Junghundealter war das Teil praktisch, da der Rucksack dem Tierchen Sicherheit in fremder Umgebung bot. Als “Corona-Hund” kannte er ja noch nicht so viel, d.h. viele verschiedene Menschen oder auch Restaurantbesuche. So hatten wir den Rucksack auch mit an der Nordsee.

Nele_und_Bo

So weit so gut, der Hunderucksack ist wirklich praktisch. Und wahnsinnig häßlich. Und ja, ich habe einen starken Wert “Ästhetik” und störte mich an dem komischen Begleiter mit der grünen Comic-Pfote vorne drauf. Ich recherchierte ein paar Stunden und fand nirgendwo auf der Welt einen praktischen UND cool aussehenden Rucksack für Hunde und fand gleichzeitig raus, dass gerade Hunde im Bereich 5-10kg immer beliebter werden. Eine Business-Idee war geboren! Wenige Tage später war klar: Design, Produktion und Supply Chain Management lassen sich wunderbar in Vietnam abbilden. Da lebte ich einige Zeit und habe noch gute Kontakte. Weltweiter Markt auf Wachstumskurs. Just in time. Der Markt ist riesig! Ich sprach mit Stefan. Mit dem Team. Ich würde einen Tag pro Woche in mein Start-Up investieren. Und die übrigen 4 Tage weiter im HRperformance Institut wirken. Ja, ich brauche ein bisschen Startkapital für Prototypen etc, aber das bekomme ich schon irgendwie hin. Was für eine tolle Idee! In mir kribbelte es. Los geht’s! Und der Rucksack “bo_bag” geht bald an den Start!

Weg der Prüfungen

Zurück im Alltag schaufelte meine wunderbare Kollegin mir dann den Kalender frei. Einen Tag pro Woche wollte ich in der hippen Lokhalle in Freiburg verbringen, da wo sich die kleine StartUp-Szene unserer Stadt tummelt.

“Wie soll das denn gehen, Nele? Wir haben so viele Anfragen und du bist einen Tag pro Woche weder buchbar noch für Vor- und Nachbereitungen da…”

“Was für eine tolle Idee, Nele! Ich weiß, dass du das rocken wirst!”

“Bist du dir sicher, dass das das Richtige ist?”

Mein Außen wurde laut. Und das war ok. Ich verstand es in dieser Zeit, weniger das Außen zu beachten, als mich darauf zu fokussieren, was ich wirklich will. Die StartUp Idee ermöglichte mir einen ersten mentalen Schritt “aus der alten Welt” heraus. Und das gefiel mir erschreckend gut.

Die höchste Prüfung

Noch ein kleiner Sidestep zum Verständnis: Meine beste Freundin Alina ist im frühen Sommer mit Partner und Tochter aus Berlin nach Freiburg gezogen. Ihren Partner unterstützte ich ein wenig in der Jobsuche hier in der Region. Schaute mit ihm Unternehmen an, las und speicherte viele Stellenanzeigen. Und bei einer Stellenanzeige blieb ich hängen. Sie machte etwas. Sie machte etwas mit MIR. Huch. Moment. Ich suche ja nun wirklich gerade keinen Job. Also schnell wieder weg gedrängt und weiter im Alltag des HRperformance Instituts und in der Gründungsidee von bo_bag.

Und eines Tages, beim Gemüseschnibbeln in der Küche im Juni, ploppte diese Stellenanzeige wieder bei mir hoch. Und auf einmal war sie da. Ich fühlte mich ein bisschen wie eine Fremdgeherin. Warum war ich scheinbar offen für einen Job, obwohl ich doch so viel zu tun hatte, mit meinem Tagesgeschäft und dem zu gründenden StartUp?

Das passte nicht in mein Bild. Ich musste intensiv in mich hören, um zu verstehen, was da passierte. Und dafür nahm ich mir dieses Mal so richtig viel Zeit.

Was genau willst du eigentlich? Ist bo_bag die Antwort auf deine Fragen? Was sind eigentlich deine Fragen? Und was genau reizt dich an dieser Stellenanzeige?

Ich entschied mich für Stille. Und ein paar Tage später für eine Bewerbung. Das kann man ja mal machen…

Stefan, mein Geschäftspartner und Ehemann, bekam meinen Prozess sehr intensiv mit. Und er hielt mir den Raum, den ich zum Hören brauchte. Unterstützte mich in meiner seltsamen Phase, in der ich mich selbst nicht wirklich mochte. Dafür gehört ihm mein größter Dank. Ich fühlte mich weder schwarz, noch weiß. Eher bunt. Aufgeregt bunt.

Und wir wagten zu zweit ein Gedankenexperiment. Was würde passieren, wenn ich unser Unternehmen ganz verlasse und mich aufmache, in eine neue Welt? War bo_bag vielleicht nur dafür da, mich gedanklich unverfänglich aus der gewohnten Welt zu lösen und etwas Neues anzupacken?

Was würde im HRperformance Institut passieren, wenn ich ginge? Wäre es ggf. sogar auch an dieser Stelle eine Chance für einen Neuanfang? Diese radikale Veränderung, die würde sicher anstrengend werden, aber vielleicht ermöglicht sie eine Potenzialentfaltung, die wir heute noch nicht absehen können?

Welche Auswirkungen hat dieses Gedankenexperiment auf unsere kleine Familie?

Bei diesen Fragen konnte uns, konnte mir keiner helfen. Da helfen keine Tipps und Ratschläge. Im Gegenteil, sie verleiten uns oftmals dazu Entscheidungen zu treffen, die nicht UNSERE sind. Wir sind da durch gegangen. Stefan ist da durch gegangen. Ich bin da durch gegangen. Mit allem, was ging.

Die Belohnung

Ich fand heraus, dass es da eine Möglichkeit für mich gibt, an die ich bisher noch nicht dachte. Und ohne die Gründungsidee mit dem Hunderucksack, ohne diese eine besondere Stellenanzeige, ohne diesen Moment beim Gemüseschnibbeln… wäre diese Möglichkeit für mich nicht sicht- und spürbar gewesen.

Wir haben uns entschieden: Ich verlasse unser Unternehmen und ziehe mich operativ zurück. Denn da draußen wartet etwas auf mich, worauf ich so viel Lust habe! Was genau das ist, das wirst du bald erfahren. Soviel kann ich sagen: bo_bag ist es nicht. Und nein, es ist auch nicht die Position aus der mich so packenden und inspirierenden Stellenanzeige. Beides waren wichtige Anstupser für mich.

Während meines intensiven Prozesses des Hörens, Spürens, Denkens, Wollens und Kreierens habe ich ein so wunderbares Unternehmen kennengelernt und werde dort im kommenden Jahr eine Aufgabe übernehmen, die so toll zu mir passt. Mein Herz und Hirn sagen JA zu diesem Schritt, was gleichzeitig ein NEIN zu meiner Rolle als Geschäftsführerin im HRperformance Institut bedeutet. Du ahnst vielleicht, dass diese Entscheidung eine schwierige war und ist. Doch sie ist gut.

Der schwierige Rückweg

Der Weg, der nun vor mir liegt, bedeutet los- und Neues entstehen lassen. Und für unser Team bedeutet es neu sortieren. Es gibt Aufgaben, Rollen, Prozesse, Strukturen, Funktionen und Visionen, die neu angeschaut werden dürfen, dadurch, dass ich mich zurück ziehe.

Ja, das wird nicht leicht. Für keine*n von uns. Doch wer weiß? Vielleicht liegt genau hier das größte Potenzial?

Meisterin beider Welten

Mit dieser Phase endet dieser Zyklus der Heldenreise.

Ich wünsche mir so sehr, dass das HRperformance Institut sich neu (er-)finden wird. Und glaubt mir, es sieht bereits verdammt gut aus!

Wir haben einfach die tollsten Menschen im Team und wenn eines in den vergangenen 1,5 Jahren sichtbar wurde: Dieses Team kann neu- und umbauen!

Und für mich persönlich habe ich auch einen Wunsch: Ich möchte an diesem neuen Ort ankommen und wachsen. Ich möchte meinen Zweck der Existenz leben und damit Mehrwert generieren. Ich möchte weiter Brücken bauen, zwischen der alten und der entstehenden Welt. Ich möchte – zusammen mit tollen Menschen – die (Arbeits-) Welt nachhaltig ein großes bisschen besser machen. Du siehst, das sind unverändert meine Treiber. Damit kann ich ich bleiben, auch in der neuen Welt.

Wie es nun weitergeht…

Es gibt momentan viele offene Fragen. Auf einige haben wir schon Antwort, auf andere nicht.

Ein recht persönliches Gespräch haben wir heute in unserem Podcast veröffentlicht. Vielleicht ist da schon was für dich dabei?

Ein paar Fakten habe ich hier zusammengestellt:

  • Das Thema Mindfulness (u.a. Workshop & Masterclass) werde ich im reduzierten Stil freiberuflich weiter machen. Glücklicherweise habe ich dabei so tolle Unterstützung, neuerdings durch Louise Gebele, die unser Team mit ihrer Persönlichkeit und Expertise verstärkt. Louise ist u.a. Expertin für Mindfulness in Organisationen und hat auch ihre Ausbildung am Mindful Leadership Institut gemacht. Um mehr über Louise zu erfahren, klicke hier.
  • Weitere Themen, die ich in den vergangenen Jahren gestaltet und umgesetzt habe, werden in Zukunft von unserem Team abgedeckt.
  • Keynotes, u.a. zu meinem Buch halte ich weiterhin, auch im kommenden Jahr und darüber hinaus.
  • Ich nehme keine neuen Aufträge mehr an und bin bereits dabei, Kolleginnen & Kollegen einzuarbeiten.
  • Das HRperformance Institut nutzt diese Veränderung gerade so wunderbar, um in eine neue Phase zu wachsen. Ja, auch Unternehmen durchleben Heldenreisen! Es entsteht eine neue Struktur und Stefan formt gerade eine neue Geschäftsleitung. Auch hierzu mehr an anderer Stelle, wenn alles schon sortierter ist. Ich selber werde als Beirätin dabei sein, was mich sehr freut.
Stefan und ich haben überlegt, ob wir dich/ euch nochmal auf einen virtuellen Abend in unser Wohnzimmer einladen sollen. Quasi als “ask us anything” Session, im gemütlichen und informellen Rahmen. Wenn du auf sowas Lust hast, dann gib mir doch dazu kurz Rückmeldung. Wenn ein paar Leute “au ja” dazu sagen, dann organisieren wir das gerne. Nutze gerne die Kommentarfunktion.

Danke, dass du Teil meiner Reise bist.

Deine Nele

Nele Kreyßig