Tipps für mehr Gelassenheit im Büroalltag

Ob (um kurz nostalgisch zu werden) vor Ort im Büro oder wie (sehr aktuell) in virtuellen Meetings mit Kolleginnen und Kollegen: Wo Menschen aufeinandertreffen, sind Emotionen mit im Spiel. Und das gilt ganz besonders für Ausnahmesituationen. Nicht immer sind wir mit unseren Teammitgliedern einer Meinung. Reibung kann sehr nützlich und positiv sein, allerdings auch schnell kippen (speziell, wenn es zu viel wird, oder der Umgangston leidet) und unseren Stresspegel steigen lassen. Das wiederum verdirbt dann den Spaß an der eigentlichen Arbeit. Allerdings können wir uns vor zu viel negativer Reibung, Anspannung und schlechter Laune im Büroalltag schützen. Hier sind vier Tipps für mehr Gelassenheit im Büroalltag:

Tipp 1: Die Welt durch die Brille der anderen sehen

Im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen wird immer wieder klar, dass es unterschiedliche Meinungen dazu gibt, was normal, richtig, passend oder üblich ist. So entstehen schnell Missverständnisse und Konflikte. Das fängt bei Kleinigkeiten an – die eine Kollegin stellt während des Meetings regelmäßig Fragen, dabei ist es für den anderen Kollegen viel produktiver, am Ende des Meetings Fragen zu klären – und kann im Streit zu wichtigen Strategie- oder Umsetzungsfragen münden.

Was hilft? Anstelle innerlich schon wieder an die Decke zu gehen, wenn eine Kollegin oder ein Kollege sich in unseren Augen falsch verhält, könnten wir die Welt einfach mal mit ihren oder seinen Augen sehen. Denn innerhalb des eigenen Systems ist das Verhalten unserer Kolleginnen und Kollegen völlig plausibel. Folgende Fragen leiten uns dabei, die Handlungen unseres Gegenübers zu reflektieren:

1. Aus welcher Lebenswelt kommt mein Gegenüber?

2. Welche Erfahrungen hat sie oder er im Unterschied zu mir wahrscheinlich gemacht?

3. Welche Motive, Werte, Bedürfnisse sprechen aus ihrem oder seinem Verhalten?

4. Welchen Vorteil könnte sie oder er sich von diesem Verhalten versprechen?

Tipp 2: Verstehen, Warum unsere Kolleginnen und Kollegen wie handeln

Wenn wir uns mit anderen streiten, interessieren wir uns oftmals herzlich wenig für die dahinterstehenden Beweggründe des/der anderen. Häufig haben wir unsere Urteile schon gefällt, ohne dem Gegenüber Raum für Erklärungen zu geben. Und oft meinen wir, genau zu wissen, was los ist, um anschließend eines Besseren belehrt zu werden. Die Frage, Warum unsere Kolleginnen oder Kollegen so handeln, welche Beweggründe sie haben, hilft uns, sich ihnen anzunähern und gegenseitiges Verständnis füreinander aufzubringen.

Wir müssen ein Verhalten deswegen nicht gut finden, aber wir können es besser einordnen, gelassener damit umgehen und uns den Spaß bei der Arbeit nicht verderben lassen. Fragen, die wir uns stellen können, bevor wir unser Gegenüber bewerten und kritisieren:

1. Kenne ich wirklich alle Fakten, um mir ein abschließendes Urteil zu erlauben?

2. Habe ich offen und ohne Vorwurf nachgefragt?

3. Will ich wirklich „das Beste“ für mein Gegenüber oder geht es mir vorrangig darum, recht zu behalten?

Tipp 3: Von Pinguinen im Affengehege

Im Büroalltag kämpfen wir nicht nur mit unseren eigenen Macken, viele von uns werfen sie noch anderen vor. Dazu gehören beispielsweise Aussagen, wie: „Sei doch nicht immer so … (ängstlich / forsch/ leichtsinnig /unaufmerksam / gutgläubig etc.)!“. Dabei verdrängen wir, dass fast jeder Charakterzug und beinahe jede Vorliebe auch gute Seiten hat. Der introvertierte Kollege ist ein klasse Zuhörer. Die forsche Kollegin macht sich erfolgreich für Mitarbeiter/inneninteressen stark, auch da, wo andere längst eingeknickt sind. Der gutgläubige Praktikant ist wunderbar hilfsbereit.

Wenn wir uns über bestimmte Eigenschaften unserer Kolleginnen und Kollegen aufregen, können wir uns in vielen Fällen auch über die Pinguine im Zoo aufregen, weil sie nicht so gut klettern können, wie die Affen. Rufen wir uns lieber in Erinnerung, wozu etwas gut ist, bevor wir uns ärgern oder urteilen. Fragen wir uns:

1. Was können wir von Kolleginnen und Kollegen lernen, die uns gerade völlig auf die Nerven gehen?

2. Was ist eigentlich das Gute an dieser Eigenschaft der Person, die wir gerade kritisieren möchte?

Tipp 4: Der positive Fokus

Die ersten drei Tipps helfen dabei, unsere Gegenüber besser zu verstehen und ihnen unvoreingenommener zu begegnen. Um noch gelassener im Arbeitsalltag aufzutreten, ist es möglich, dass wir nun noch einen Schritt weitergehen – und den Fokus auf das Positive an unseren Kolleginnen und Kollegen richten. Wie? Indem wir gemeinsame Werteschnittmengen suchen. Leider haben wir Menschen die Eigenschaft, Gemeinsamkeiten zu übersehen und uns stattdessen an Unterschieden zu reiben.

Wem es gelingt, sich die Gemeinsamkeiten vor Augen zu führen, füllt die Zusammenarbeit im Team mit positiver Energie. Denn wenn wir unsere Werte und die unserer Mitarbeitenden kennen, verstehen wir oftmals besser, wer warum wie tickt. Wir können bei der Zusammenarbeit aus unseren gemeinsamen Werten Ziele und Herangehensweisen entwickeln, mit dem alle motiviert arbeiten können. Eine Win-Win-Situation.

Um Werteschmittmengen zu erarbeiten, können wir uns als erstes Fragen:

1. Was schätze ich alles an dieser Person?

2. Wie groß sind unsere Gemeinsamkeiten?

3. Wie wichtig ist das Trennende vor diesem Hintergrund?

4. Welche Werte und Motive führen zu dem Verhalten der/ des anderen, das mich persönlich stört?

5. Welche Werte und Motive führen bei mir dazu, dass mich das Verhalten der/ des anderen stört?

6. Kann ich nach diesen Überlegungen Verständnis aufbringen oder riskiere ich, dass das Trennende unsere Beziehung dauerhaft überschattet?

Fazit: Verständnis führt zu mehr Gelassenheit

Wer sich gründlich mit diesen vier Tipps auseinandersetzt, wird schnell spüren: Das Miteinander und die Zusammenarbeit im Team können sich verbessern, wenn wir mehr Verständnis füreinander aufbringen. Wir gehen ruhiger mit Stresssituationen um und begegnen Konflikten gelassener. Mehr dazu gibt es in Neles neuen Buch „Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen“.

*Diesen Artikel hat Nele ebenfalls als XING Insider veröffentlicht.

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